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DEEPendencies sind der Nexus - Teil 3

Turtles

Abhängigkeiten sind der Nexus in der Organisation von Gruppen und definieren, ob Strukturen durch Fremdaufsicht beherrscht oder von taktischer Selbstorganisation getragen werden.

DEEPendencies“ ist der Shortcut einer populärwissenschaftlich gehaltene Zusammenfassung über Aufbau und Funktionsweise komplex adaptiver Gebilde, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.

Sie dient einem unkomplizierten Einstieg in die Welt von Systemtheorie und Kybernetik - Teil III von VI



Die Unterscheidung von Symmetrie und Asymmetrie



Sollten sich die fünf Individuen auf ein gemeinsames Regelwerk von Synergie verständigen können, kann vor dem Hintergrund der Wüstensituation ein systemischer Verbund entstehen.

Eine Gruppe kann die Überlebenswahrscheinlichkeit der Akteure im Umfeld einer symmetrischen Wüste deutlich erhöhen. Auch wenn es komisch klingen sollte, im systemischen Kontext besteht die Hauptmotivation zur Bildung einer Gruppe in der Vermeidung von Symmetrie.

In diesem Beispiel kann man die Symmetrie auch als eine weitgehend strukturlose Gleichverteilung (einen Zustand von Entropie) des Wüstensandes bezeichnen.

Dabei dient die Ressourcen-Konzentration der Gruppe scheinbar dem Zweck einer Widersetzung von Symmetrie. Man könnte behaupten, dass es sich bei natürlichen Systemen um „Symmetriebrecher“ handelt, indem sie Asymmetrien realisieren!

Das klingt nach Metaphysik, ist aber ein simples Prinzip.

Damit Systeme wahrgenommen werden können, bedarf es einer Unterscheidung der Asymmetrie im „Habitat“ der Symmetrie. Differenzierung erfordert stets einen Hintergrund oder ein Medium, dass sich z.B. auch (ganz banal) mit einem leeren Blatt Papier vergleichen ließe.

Nehmen wir an, Sie folgen der Anweisung: „Zeichnen Sie einen beliebigen Kreis auf einem Blatt“. Der Kreis sorgt für eine erkennbare Unterscheidung (Asymmetrie) oder Trennung der Zeichnung auf dem vormals symmetrischen Blatt Papier.

Blatt & Kreis

Ein Kreis auf dem Blatt sorgt für eine erkennbare Unterscheidung



Trotz der wahrnehmbaren Trennung sind Blatt (Hintergrund) und Kreis (System) miteinander verwoben, was auch als strukturelle Kopplung bezeichnet wird.

Diese Kopplung besitzt Konsequenz, denn eine vom Hintergrund losgelöste Existenz von Systemen ist nicht darstellbar.

Habitate (Papier) repräsentieren Supra-Systeme, die Sub-Systeme (Kreis) beheimaten. Durch die strukturelle Kopplung durchlaufen „beide“ Einheiten eine gemeinsame Koevolution.

Man kann das Papier zerreißen oder verbrennen und der gezeichnete Kreis würde stets in Mitleidenschaft gezogen.

Der Dualismus zeigt die ganze Paradoxie von Systemen auf, denn das Etwas (Asymmetrie) benötigt scheinbar immer ein (weniger strukturelles) Nichts (Symmetrie) für dessen Existenz.

Die berechtigte Frage dürfte nun sein, was eine Unterscheidung von Symmetrie und Asymmetrie letztendlich auslösen kann?

Anscheinend basieren natürliche Systeme auf einem Hintergrund (den Umstand der Wüste), einer konstanten Kraft (den Wunsch des Überlebens) und simplen Anordnungen (den gemeinsamen Defaults) die Synergien ermöglichen.

Was ist hierbei Vorrausetzung oder Konsequenz?

Die Suche nach dem Wirkungszusammenhang ist schwierig. Es gibt keinen Grund einen dieser drei Tatbestände zu priorisieren, denn die systemische Tätigkeit unterliegt einer sog. „kausalen Parität“ wobei alle individuellen Ereignisse eine gemeinsame Wirkungskette bilden.

Bei einem Management von Gruppen sollte man deshalb immer auf die Rahmenbedingungen einer Wirkungskette achten. Erfolgreiche Gruppeninitiativen können nur realisiert werden, wenn sich alle Ereignisse in einem gewissen Kontext zueinander befinden.

Die Verdichtung der Asymmetrie



Die Voraussetzungen der Wirkungskette erscheinen „ideal“ für unsere Wüstengruppe. Umstand, Überlebenswunsch, eine Akzeptanz von Regeln und Rollen stehen im Kontext, sodass die Gruppe aktiv werden kann.

Wüste

Wie überlebt man in der weitgehend symmetrischen Wüste?



Aufgrund der Ausgangslage werden die Aktivitäten der Akteure nun anhand der Regeln koordiniert.

Sicherlich wird man ein „Camp“ zum Schutz errichten, sich zeitgleich mit der Ortserkundung und der Wasser- und Nahrungssuche beschäftigen, um ein kurz- und mittelfristiges Überleben zu ermöglichen.

Egal welche Aktivitäten nun geplant und vorgenommen werden, so sollten diese stets dem Primat der gemeinschaftlich akzeptierten Defaults unterliegen.

Das Ergebnis der regelbasierten Aktivitäten liefert einen Output, der zum erneuten Input weiterer Betriebsamkeit avanciert.

Die Reminiszenz an den in sich „verschachtelten“ Nutzen ist hierbei kein Zufall, sondern das Prinzip natürlicher Systeme, welches sich immer wieder aufs Neue in Szene setzt.

Wenn ein Resultat zum Ausgangspunkt erneuter Prozesse wird, spricht man auch von einem Zyklus der Rückkopplung.

Natürliche „Feedbackschleifen“ sind auf einer Selbstreferenz von Abstammung aufgebaut, da die Aktivitäten immer auf bereits vorhandenen Resultaten und Regeln basieren.

Wahrnehmbare Unterscheidungen markieren dabei den Ursprung von Asymmetrien. Die Rückkopplung von getroffenen Unterscheidungen dient also einer „Verfestigung“ bereits etablierter Strukturen.

Dieser Vorgang lässt sich anhand des Beispiels von Kreis und Blatt erläutern, indem die simple Anordnung („Zeichnen Sie einen Kreis“) erneut angewendet wird, wobei es keine Rolle spielt, wo (neben-oder ineinander) oder wie (groß oder klein) neue Kreise auf dem Blatt gezeichnet werden.

In jedem Fall führt die Selbstähnlichkeit der zeichnerischen Handlung zu einer Verdichtung der Asymmetrie, da die Anzahl (Vielfalt) der Kreise zunimmt: Je mehr Kreise man malt, desto weniger wahrnehmbar wird die weiße Farbe im Hintergrund. Also zeichnen wir Kreise!

Blatt & Kreise

Die Überlagerung einer einzigen Anordnung führt zu Komplexität



Den Anstieg an Vielfalt kann man auch als Komplexität bezeichnen, wobei diese lediglich auf einer einzigen Anordnung beruht:

Asymmetrische Strukturen folgen einem Pfad von simpel zu komplex!

Angenommen Sie waren besonders kreativ und haben mittels der Kreise z.B. einen „Schneemann“ gezeichnet, oder sogar Ihren Namen zu Blatt gebracht, da die Verwendung der Kreise kein Gegenstand der Anweisung war. Welche Feststellungen ließen sich daraus ableiten?

Blatt & Kreise

Wenn die Übelagerung einer Anordnung auf Kreativität trifft, kann Komplexität identitätsstiftende und medientaugliche Auswirkungen besitzen

Die Zunahme an Komplexität scheint identitätsstiftende und medientaugliche Auswirkungen zu besitzen, da man die Zeichnung als Schneemann erkennen oder auch einen Namen lesen könnte.

Strukturen bestehen aus Information. Genau genommen handelt es sich um „in-Form“ gebrachte Unterscheidungen, die Bezeichnungen und Kommunikation ermöglichen.

Die Rückkopplungen einer Unterscheidung bereits getroffener Unterscheidungen evozieren Vielfalt, wobei das initiale Binom von Asymmetrie und Symmetrie immer wieder neu in Szene gesetzt und weiterentwickelt wird.

Wie bei einem Binärcode gewinnen die „ON-OFF“ Relationen an Komplexität, indem die Zyklen Medien zu Formen und Formen zu Medien wandeln.

Binärcode

Der Binärcode ist simpel, aber extrem mächtig



Eigentlich wird unsere komplette Kommunikation von der entfachten Vielfalt dieses Rückkopplungs-Prinzip getragen:

Ein Hintergrund (Medium) ermöglicht Striche (Form), einfache Striche (Medium) werden Buchstaben (Form), Buchstaben (Medium) sind die Voraussetzung für Wörter (Form), Wörter (Medium) sind die Grundlage für Sätze (Form) und Sätze (Medium) wiederum sind elementar für die Bildung von Regeln (Form), etc. .

Was unsere Wüstengruppe betrifft, so führen die Zyklen gemeinschaftlicher Handlungen zu einer Verdichtung derer Form. Die Entfaltung von Komplexität begibt dem Kollektiv eine Identität und verschafft eine über die Defaults hinausreichende Kommunikation zu Anpassungszwecken.

Der potenzierte Kommunikationsprozess ist wichtig, da die strategischen „Spielregeln“ lediglich Akteure und Aktivitäten binden. Die erweiterte Kommunikation von Identität bietet die Basis für taktische Vernetzungen unter den Akteuren.

Die Vernetzung der Akteure kann als substanziell erachtet werden, da einer direkten Relation meist gegenseitige Abhängigkeiten für eine taktische Anpassungsfähigkeit an Umweltzustände erwachsen.

Direkte Beziehungen sind der Nexus für intrinsische Kontrollen der regelbasierten Erwartungen und „schärfen“ das Verantwortungsbewusstsein bei dem Treffen von taktischen Entscheidungen.

Aus der Dependenz entwickelt sich eine Selbstinitiative der Akteure.

Der sich ergebende Vorteil besteht in einer operativen Lösung taktisch situativer Eventualitäten. In einer taktischen Betrachtung „verschmelzen“ Operator und Operand, weshalb nicht alle potenziellen Problemstellungen anhand der Defaults antizipiert werden müssen.

Das Plus einer taktischen Selbstorganisation besteht also darin, dass sich selbst schwierige Aufgaben, anhand relativ primitiver Regeln (Defaults), lösen lassen. Die Ordnungsparameter können auch knapp bemessen sein und benötigen keinen „Pulitzer-Preis“ für deren Funktionalität.

Wir halten fest: Einfache Regeln stärken das operative Erinnerungsvermögen der Akteure und höhere Formen der Kommunikation können bereits das Produkt von intrinsischer Komplexität sein.

Nichtsdestotrotz ist es ratsam unsere Wüsten-Akteure bereits zum Zeitpunkt der Arbeitsteilung und Rollenvergabe gezielt zu vernetzen. Die Antizipation taktischer Relationen kann von entscheidender Bedeutung sein, falls Zeit ein knappes Gut ist.

Selbstorganisation benötigt stets eine gewisse Form der Steuerung für deren Funktionalität.

Im nächsten Kapitel geht es u.a. darum, auf welche Art sich eine Asymmetrie steuern lässt und welche Wirkung von Vielfalt oder Diversität dabei zum Einsatz kommt. Zum Weiterlesen klicken Sie bitte folgenden Link zu Kapitel Vier.

Zu Teil 4





Text by Anton Seidl; Source and Credits to:

Ludwig von Bertalanffy, William Ross Ashby, Heinz von Foerster, Margaret Mead, Anthony Stafford Beer, George Spencer-Brown, Warren McCulloch, Walter Pitts, Arturo Rosenblueth, Norbert Wiener, Gregory Bateson, Julian Bigelow , Paul Lazarsfeld, Kurt Lewin ,Humberto Maturana, Francisco Varela, Stuart Kauffman, Alfred Radcliffe-Brown , Talcott Parsons, Hermann Haken, Niklas Luhmann, Fritz B. Simon;



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